Normalerweise mache ich Home Office. Das heißt genauso, wie für euch auch alle: früh aufstehen, Telefonate führen, Emails bearbeiten, Mittagspause, Quatsch machen und Feierabend machen. Manchmal arbeite ich bis tief in die Nacht, weil ich Abends Ruhe habe und ungestört bin. Manchmal habe ich auch 3 Tage frei, aber wie sieht eigentlich mein Arbeitstag am Hochzeitstag aus?
Am Vorabend arbeite ich immer noch lange bis tief in die Nacht, das Auto wird gepackt und alle Listen und Pläne aktualisiert.
Meistens klingelt mein Wecker gegen 08.00 Uhr. Ich mache mich fertig, frühstücke und fahre zur Location. Ab 09.00 / 09.30 Uhr wird in der Location alles aufgebaut und dekoriert. Meistens komme ich garnicht eher in Locations rein, was dann auch bedeutet, zügig zu arbeiten. Hierzu zählen auch das Aufziehen der Stuhlhussen, das dran binden der Schleifenbänder, Menükarten aufstellen, Gastgeschenke verteilen, Saalplan aufbauen, nebenbei noch die Dienstleister begrüßen, einweisen und mit Getränken versorgen. Sobald die Location fertig ist geht es zur Kirche.
Dazwischen besuche ich immer noch kurz die Braut, um zu schauen, ob es ihr noch gut geht und sie noch lebt.
An der Kirche treffe ich meistens schon auf die ersten Gäste. Ich bespreche noch mal alles mit dem Pfarrer und sorge auch in der Kirche für die Deko. Das heißt auch, die Kirchenhefte verteilen, Stammbücher dem Pfarrer geben und Traukerze und Ringkissen bereitstellen. Meistens geben mir am Morgen die Paare noch passende Kuverts für einige Dienstleister, wie auch eine Spende für die Kirche. Bis dahin ist der Tag für mich schon immer sehr aufregend. Ich schau auch immer das alle Dienstleister da sind und alles passend aufgebaut wird. Sobald die Trauung beginnt, gönne ich mir meistens 5 Minuten kurz allein, um mich zu sammeln und durchzuatmen. Und dann geht es auch schon weiter. Das „Ja-Wort“ lasse ich mir natürlich nie entgegen. Ab dem Moment kann ich auch aufatmen. Der Tag kann gefeiert werden. Anschließend geht es zurück zur Location. Das Paar verabschiedet sich dann meistens relativ schnell zum Paarshooting. Alle anderen Gäste übereichen mir oft in der Zeit ihre Gastgeschenke, die ich dann in den Saal trage und bespreche die Einlagen mit allen.
Manchmal befindet sich der Saal in der 1. Etage, das heißt dann aber auch für ein ordentliches Sportprogramm weil ich natürlich ziemlich oft in den Saal flitzen muss. Zwischendurch kommen weitere Dienstleister wie DJ oder Nachmittagskünstler an, die auch versorgt werden möchten. Wenn das Paar vom Fotoshooting kommt, möchten die natürlich auch ordentlich begrüßt werden. Also heißt es alle Gäste zusammen trommeln und spalier stehen. Sobald das Hochzeitspaar und die Gäste im Saal sind, bin ich auch meistens entspannter auch wenn ich bis dahin meistens schon 2 oder 3 mal ein paar Freudentränchen vergossen habe.
Am Abend schaue ich immer, dass alle Gäste gut versorgt mit Getränken sind. Ich weiß dafür ist die Location da, nur leider erlebe ich es oft genug, dass die Kellner nicht sehr unaufmerksam sind. Mit den Gästen habe ich bis dahin auch schon meistens Rücksprache gehalten für die Einlagen und weise die ein wann es zeitlich am besten passt. Einlagen oder reden kann man immer gut zwischen den Gängen machen. Da ist Zeit und dann passiert da auch etwas spannendes. An der Hochzeit am vergangenen Samstag wurden um Mitternacht noch LED Luftballons steigen gelassen. Also mussten die natürlich zwischenzeitlich auch noch mit Helium befüllt und Wunschkarten drangebunden werden. Zwischenzeitlich kommt dann meistens noch der Hochzeitstanz und der Tortenanschnitt. Am Abend trage ich dann alle Gastgeschenke die ganzen Treppen wieder runter und verstaue sie entweder bei den Brauteltern oder auch im Hotelzimmer. Danach habe ich eigentlich Feierabend. Nur meistens ist es so, dass mich das Paar noch nicht gehen lässt weil es selber noch mit mir ein bisschen tanzen und quatschen möchte.
Ich liebe alle meine Paare, daher ist es für mich auch nicht schlimm und ich genieße die letzten Augenblicke mit meinem Paar. Denn an sich endet nach diesem Tag die Zusammenarbeit mit dem Paar und mir. Das ist tatsächlich jedes mal sehr traurig. Am vergangenen Samstag bin ich sogar noch bis tief in die Nacht geblieben, damit das steigen der Luftballons gut organisiert ist und danach mussten meine Assistentin und ich noch einiges an Deko abbauen und ins Auto verfrachten. An diesem Tag hatte ich tatsächlich erst um 01.00 Uhr Feierabend. Für die aufmerksamen Leser und unter euch und die gut im Kopfrechnen sind, ihr habt euch jetzt bestimmt schon hochgerechnet wie lang mein Tag war. Genau, 16 Stunden. 16 Stunden, ca 100 Etagen hoch und runter gelaufen und das alles auf hohen Schuhen. OK, das ist nicht der Normalfall. Meistens bin ich 12 Stunden vor Ort, was aber auch schon lange ist. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich am Sonntag danach auch genauso müde und erschöpft bin, wie alle anderen. Aber es lohnt sich. Ich liebe meinen Job, ich liebe jede einzelne Hochzeit und freue mich darüber, wenn der Tag perfekt gelingt und das Hochzeitspaar Spaß hat und diesen besonderen Tag genießen kann. Und was heißt schon normal? Jede Hochzeit ist anders und jedes Paar hat einen anderen Ablauf und andere Wünsche… und das ist auch gut so. So habe ich auch nie einen „normalen“ Arbeitstag.
Wähle einen Beruf, den du liebst,
und du brauchst keinen Tag
in deinem Leben mehr zu arbeiten. (Konfuzius)
Liebe Grüße
Nora